Klarinettenblätter

Der heilige Gral

Zweifellos ist das Klarinettenblatt, in Kombination mit Mundstück und Blattbefestigung, die alles entscheidende Schnittstelle zwischen Spieler und Instrument, ohne die es keinen Klarinettenton geben kann, und die ganz entscheidenden Einfluss darauf hat, welche Klangvorstellung der Spieler mit seinem Instrument realisieren kann. Nicht wenige Klarinettisten sind davon überzeugt, ein Leben lang zur Suche nach dem goldenen Blatt, oder besser noch, nach der idealen Blatt-Mundstück-Ligatur-Kombination, verdammt zu sein, und opfern dafür nicht wenig Zeit und Geld (viel Unzufriedenheit in Kauf nehmend).

Man kann aber auch alles übertreiben. Oder?

Sicher ist: Die Physis des Menschen ändert sich mit den Jahren (und mit der Spielpraxis), Instrument und Mundstück ändern sich mit den Jahren (wenn vielleicht auch nicht messbar), und die verbreiteten Holzblätter verändern sich dauernd, ab Herstellungsbeginn, erst recht ab Ingebrauchnahme. Materialbedingt. So muss man also immer wieder neu suchen, und so wird man auch immer wieder neu finden. Dabei kommen einem gerne Hersteller in die Quere, die ihre Produktlinien weiterentwickeln, und Wetterlagen, die den Rohstoff arundo donax zu ständigen Schwankungen motivieren. Vom jeweiligen Raumklima und dem eigenen Speichel gar nicht zu reden ...

Ein paar Grundregeln

Für die Wahl des richtigen Blatts (zum richtigen Mundstück zum richtigen Instrument, passend zum Spieler) gehört Erfahrungswissen. Das kann ich hier nicht aufschreiben. Allerdings kann ich einige wenige Grundregeln vermitteln, auf denen jeder selbst, am besten mit Hilfe eines Lehrers oder jemand anderem, der sich damit auskennt, aufbauen kann. Wie immer gilt auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme!

Blätter und Mundstücke

  • Deutsche Klarinettenblätter für deutsche Klarinettenmundstücke für deutsche Klarinetten.
  • Französische (Böhm-) Klarinettenblätter für französische (Böhm-) Klarinettenmundstücke für französische (Böhm-) Klarinetten.
  • Auf Mundstücke mit Wiener Bahn gehören Blätter mit Wiener Schnitt.
  • Légère-Kunststoffblätter für deutsche (oder Wiener) B-Klarinette sind nur mit speziell dafür gefertigten Mundstücken sinnvoll spielbar. Bezugsquellen dafür sind aktuell Johannes Gleichweit und maxton (Wien).

Blattstärken

  • Leichte Blätter sind aus dünnerem Material als schwere Blätter.
  • Die Blattstärke wird in Zahlen angegeben, bspw. 2,0 | 2,5 | 3,0 | 3,5 | usf. (auch als 2½, 3½ usf. angegeben).
  • Je höher die Zahl, umso schwerer/stärker das Blatt. Kleinste Blattstärke ist meist 1,5 (1½), höchste ist meist 5,0.
  • Schwerere Blätter erfordern mehr Kraft bei der Luftführung als leichtere Blätter, aber nicht zwingend mehr Biss im Ansatz.
  • Für den Anfänger oder ungeübten Spieler empfehlen sich Blätter bis Stärke 2,5 (2½).
  • Der geübtere, erfahrenere Spieler wird mit Blättern ab Stärke 2,5 (2½) eher zufrieden sein. Und je ausgeprägter die Spielpraxis (auch in Jahren), umso schwerer werden die Blätter, die einem zusagen (jedoch nicht über ein gewisses Maß hinaus).

Als Schüler habe ich auf der B-Klarinette regelmäßig Blätter der Stärke 3,0 gespielt; später als Hobbymusiker mit weniger Spielpraxis Stärke 2,5 – und jetzt, wo ich sehr viel unterwegs bin und beinahe täglich intensiv spiele, bin ich bei Stärke 3,5 angelangt.

Blattstärke und Mundstück-Bahn

  • Für Mundstücke mit großer Bahnöffnung eignen sich eher leichte Blätter.
  • Für Mundstücke mit kleiner Bahnöffnung eignen sich eher schwere Blätter.

Aufbewahrung von Blättern

  • Blätter sind empfindlich.
  • Sie sollten stets in einem dieser schönen und stabilen Lederetuis aufbewahrt werden, wo sie auf einer Glasplatte aufliegen.
  • Dann hat man auch immer ein kleines, spielbereites Sortiment griffbereit.

Beispiel für ein Blätteretui

Blattetui (Beispiel)
Etui für Blätter (Blattetui / reed case) - Beispiel
Blattetui (Beispiel)
Etui für Blätter (Blattetui / reed case) - Beispiel

Weiterführende Informationen