Eine A-Klarinette kaufen ...?

»Ich habe eine B-Klarinette und nun will ich auch eine A-Klarinette haben. Was muss ich tun?«

Nun, das sind so Fragen! Wie schön wäre es, könnte man sie mal eben in Nullkommanix erschöpfend und eindeutig beantworten. Jeder mag da so seine Meinung haben, viele auch ihre eigenen Erfahrungen. Meine ganz persönlichen Gedanken dazu sind:

Schau in die Zukunft und frage dich, welche Chancen Deine vorhandene B-Klarinette hat, mit Dir alt zu werden und Dich auf Deinen weiteren musikalischen Wegen glücklich zu machen. Bist Du mit Deiner (meistens ja doch irgendwie unzulänglichen) Schülerklarinette zufrieden, nutzt es nichts, eine Nonplusultra-A-Klarinette daneben zu stellen. Mit der B-Klarinette wirst Du dann immer unzufrieden sein. Eine A-Klarinette hingegen, die schlechter als Deine B-Klarinette ist, wird Dich immer ärgern und Dir niemals wirklich Freude bereiten können; allein der Gedanke an den Wechsel zur schlechteren A-Klarinette wird Dich jedes mal frustrieren. Die Entscheidung über den Zukauf einer A-Klarinette ist immer mit der Entscheidung über die Zukunft der vorhandenen B-Klarinette verbunden. Leider kann das teuer werden (muss es aber nicht).

Eine A-Klarinette ist eine Klarinette wie jede andere. Für den Kauf solltest Du Dir also dieselben Gedanken machen wie beim Kauf einer B-Klarinette:

  • Was ist mir das Musizieren wert – nicht nur finanziell?
  • Wie oft brauche ich sie?
  • Wofür brauche ich sie? Musikrichtung – Kammermusik, Sinfonieorchester, Zuhausealleinespielen?
  • Bleibt es beim Hobby oder bereite ich den Einstieg ins Studium vor? Mit der Perspektive, Berufsmusiker zu werden?
  • Strebe ich eine (Alters-) Karriere als Amateur-Musiker an?
  • Wieviel Geld habe ich zur Verfügung?
Oberstücke: C (Grenadill), A (Buchsbaum) und B (Grenadill) - Foto 2015 © Achim Hohlfeld.
Oberstücke: C (Grenadill), A (Buchsbaum) und B (Grenadill) - Foto 2015 © Achim Hohlfeld.

Ich habe Leute kennengelernt, die haben sich mal eine tolle A-Klarinette gekauft (und damit ihre B qualitativ überholt) und sich fest vorgenommen, eines Tages eine ebenso gute B-Klarinette dazu zu kaufen. Dieser Tag ist aber nie gekommen und er wird bei ihnen auch niemals kommen! Sie spielen mit einem Klarinetten-Satz, der nicht zueinander passt und sind immer latent unzufrieden, wollen das aber nicht zugeben. Ich selbst habe einen solchen Zustand um den Jahreswechsel 2004/2005 ganze zwei Monate (und zwei Konzerte) ausgehalten und dann eine neue B-Klarinette (gleiche Firma, gleiches Modell wie die A-Klarinette) gekauft.

Unterstücke: C (Grenadill), A (Buchsbaum); B (Grenadill) - Foto 2015 © Achim Hohlfeld.
Unterstücke: C (Grenadill), A (Buchsbaum); B (Grenadill) - Foto 2015 © Achim Hohlfeld.

Wenn man dann beide Instrumente hat und nutzt, stellt sich die Frage, wie gut sie miteinander harmonieren. Ganz wichtig ist dabei, dass der Umstieg A⭢B und B⭢A leicht fällt, also keine allzu große Umstellung erfordert. Das fängt damit an, dass beide Instrumente dasselbe Mundstück und dasselbe Blatt vertragen können. Nun ist zwar die A-Klarinette größer (insbesondere länger) als die B und alleine deswegen werden die Hände/Finger den Unterschied stets bemerken, speziell die rechte Hand. Aber sie werden es auch danken, wenn die Mechanik (Applikatur) der beiden Instrumente bis auf die unvermeidlichen Größenunterschiede doch verblüffend ähnlich ist. Auch sollten beide Instrumente in puncto Intonationsgenauigkeit und Anblasverhalten möglichst gleich sein.

Becher: C (Grenadill), A (Buchsbaum), B (Grenadill) Foto 2015 © Achim Hohlfeld.
Becher: C (Grenadill), A (Buchsbaum), B (Grenadill) Foto 2015 © Achim Hohlfeld.

Die größte Wahrscheinlichkeit dafür ist gegeben, wenn man A- und B-Klarinette als Satz kauft, d. h. dass sie in derselben Werkstatt zeitgleich von demselben Meister oder Gesellen gefertigt wurden. Selbst modellgleiche Klarinetten derselben Werkstatt mit ein paar Monaten Fertigungsdifferenz können signifikant voneinander abweichen, wie ich selbst erfahren musste. (Das war für mich ein Grund, später noch einmal ganz neu zu kaufen, was ich dann wirklich nie mehr bereut habe.)

Also gilt auch hier: Probieren geht über Studieren. Manchmal ist die schmerzhafte Entscheidung für den größeren Geldbetrag und gegen das in wertvollen Erinnerungen liebgewonnene Schülerinstrument diejenige, die einen glücklicher macht. Und die Musik schöner.

Aber das ist nur meine Meinung ...

Was man natürlich auch nicht vergessen darf: Die Klarinette ist nur ein Parameter, um schön(e) Musik zu machen. Nicht weniger wichtig ist die Wahl des zum Instrument passenden Mundstücks, der richtigen Birne und des zu allem passenden Blattes (Stärke, Schnitt, Firma; ggf. auch Art und Weise der Blattbefestigung, die immer zum Mundstück passen muss).

Und schließlich taugt das beste Instrument nichts, wenn man nicht hineinzublasen versteht.