Schnur und Schraube
Wenn die Bedeutung von Blatt und Mundstück für die Tonerzeugung, die Tonqualität, den Klangcharakter und das Spielgefühl nicht überschätzt werden kann, so darf auch nicht unterschätzt werden, wie die beiden miteinander verbunden sind. Ligatur heißt das Zauberwort und ist der Oberbegriff für Blattschnüre und Blattschrauben aller Art. Es stammt vom spätlateinischen Wort »ligatura« ab, das mit »Band, Bündel« übersetzt werden kann.
Was es alles so gibt
Im deutschen Mutterland der Klarinette wird seit je her gewickelt: Mit einer Schnur, meist aus Baumwolle, gekauft oder aus Nähgarn selbstgebastelt, wird das Blatt auf das deutsche Mundstück aufgebunden. Empfehlenswert sind dafür Mundstücke mit sog. Schnurrillen, das hilft beim Wickeln. Ein erhöhter Schnurrand am oberen Ende der Blattauflage erleichtert zwar das Aufbinden, ist aber nicht zwingend erforderlich.
Allerdings war es der deutsche Klarinettist und Instrumentenbauer Iwan Müller, der (wohl noch in Paris) um 1820 die Blattschraube erfand und sich davon große Erleichterung für den Instrumentalisten versprach. Heute soll es mehr als zwei Dutzend unterschiedliche Blattschrauben der verschiedensten Hersteller geben! Bei Wiener Mundstücken wird traditionell eine einfache metallene Blattschraube genutzt (versilbertes Messing). Solche Modelle sind auch bei den französischen Klarinetten (Boehm-System) international weit verbreitet.
Der Instrumentalist weiß aus Erfahrung, dass jeglicher Unterschied bei der Blattbefestigung Auswirkung auf sein Spielgefühl und den Klang hat: Material, Befestigungsstärke, Druckpunkte der Ligatur usf. beeinflussen das Schwingungsverhalten. Weder Klarinettisten noch Herstellerfirmen mangelt es an Einfallsgeist und Erfindungsreichtum. Und so hat sich im Laufe der Zeit ein veritabler Markt für Blattbefestigungen gebildet:
Blattschnüre sind ab etwa zwei Euro erhältlich, die einfache Wiener Blattschraube ca. um zwanzig Euro, und die teuersten Blattschrauben liegen bei weit über hundert Euro Verkaufspreis. Wie bei Mundstücken und Blättern gilt also auch hier: Versuch macht klug, probieren geht über studieren, und teurer muss nicht besser sein!
Beispiele für Ligaturen
Fotos: © Achim Hohlfeld. 2017
Video-Anleitung zum »Wickeln«
Jochen Seggelke, Instrumentenmacher und Klarinettist aus Bamberg, stellt auf YouTube ein Video-Tutorial zum Wickeln bereit. Bei der Gelegenheit kann man auch eine deutsche Klarinette aus Mopane sehen.
Ich selbst bevorzuge das Wickeln nur mit Birne und Mundstück, ohne das ganze Instrument zu halten, und dann auch andersrum, also Mundstück mit Birne in die linke Hand und die Schnur in die rechte Hand. Was besser ist, muss jedoch jeder für sich herausfinden!
Weiterführende Informationen
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