Die vier wichtigsten Holzarten im Klarinettenbau
Von Beginn an war Buchsbaum (Buxus sempervirens L.), als Gehölz aus der Heimat der Klarinetten in Mitteleuropa, gebräuchlich und bewährt im Klarinettenbau. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erst wurde er vom Grenadill abgelöst – eine Folge von (sinkender) Verfügbarkeit, (steigender) Nachfrage und (aufkommender) Alternativen infolge der Kolonialisierung bzw. Globalisierung der Handelswege.
Mit der Renaissance des Nachbaus historischer Klarinetten wurde Buchsbaum gegen Ende des 20. Jahrhunderts quasi “wiederentdeckt”. Mittlerweile bewährt er sich auch alltäglich in Herstellung und Verwendung moderner Klarinetten.
Buchsbaum ist von hell-gelblicher Tönung, die gerne durch Beizen ins braun-rötliche verändert wird, und besticht durch ein feines, besonders ausgewogenes und sehr tragfähiges, farbenreiches Klangbild.
- www.holzvomfach.de – Das Holzarten-ABC im Portal des deutschen Holzfachhandels berichtet sehr detailliert über Arten, Vorkommen, Verarbeitung und Verwendung von Buchsbaum und beschreibt dieses einzigartige Holz sehr anschaulich.
- www.holzwurm-page.de – Lexikon-Eintrag “Buchsbaum” der Holzwurm-Page
- www.materialarchiv.ch – Das Zürcher Material-Archiv hält auch Buchsbaum vor.
Buchsbaum-Klarinetten werden in der Regel mit vergoldeter Mechanik angeboten. Das harmoniert nicht nur farblich besser als Silber. Um die vom Grenadill-Korpus gewohnte Präzision und Belastbarkeit zu gewährleisten, wird viel Kautschuk eingesetzt (Tonlochkamine, Verstärkung der Zapfen), welcher aber Schwefel ausdünstet und damit Silber schwarz anlaufen ließe.
Mit einer Dichte von ca. 900 bis 1.030 Gramm pro Kubikdezimeter ist Buchsbaum um etwa ein Drittel leichter als Grenadill. Eine B-Klarinette aus Buchsbaum wiegt daher ca. 100 Gramm weniger als eine vergleichbare Klarinette aus Grenadill; das ist sofort spürbar, weil der größte Gewichtsunterschied da auftritt, wo das meiste Holz verarbeitet ist: am Unterstück und Schallbecher.
Seggelke schreibt über Buchsbaum:
»Seit der Entstehung der Klarinette vor über 300 Jahren kam Buchsbaum im Instrumentenbau zum Einsatz. Jedoch ist Buchsbaum seit Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund industrieller Fertigung und der Möglichkeit, exotische Hölzer über die Kolonien zu importieren, immer seltener verwendet worden. Zudem stand das Holz auch wegen des sehr langsam nachwachsenden Bestandes kaum in der nötigen Menge zur Verfügung. Unsere Erfahrung im Nachbau historischer Klarinetten und die hörbar unterschiedlichen Eigenschaften von Buchsbaum haben uns bewogen, auch wieder moderne Klarinetten aus diesem fantastischen Material zu fertigen.
Instrumente aus Buchsbaum bieten eine große klangliche Beweglichkeit und dichten Klang auch in extremen Dynamiken (leise und laut) und extremen Tonlagen (hoch und tief). Ein ausdrucksvolleres Spiel ist die Folge, Einbußen in der Lautstärke gibt es ebenso wenig wie einen Mangel an Fokus. […] Vor allem besticht das optisch sehr elegante Instrument durch seine Möglichkeit, feinste dynamische Schattierungen sehr direkt umzusetzen.« (Quelle)
Cocobolo stammt aus Mittelamerika. Das von Natur aus tiefrote, rasch nachdunkelnde Holz ist mit dunkelbraunen bis schwarzen Adern durchzogen. In der Instrumentenwerkstatt lässt sich die Oberflächenanmutung der des Grenadill gut annähern. Die Dichte von Cocobolo reicht (mit 990 bis 1200 Gramm pro Kubikdezimeter) beinahe an die von Grenadill heran.
- www.materialarchiv.ch – Im Zürcher Materialarchiv gibt es auch Cocobolo.
- www.wood-database.com – Eintrag "Cocobolo" der englischsprachigen Holzdatenbank
Dietz schreibt über Cocobolo:
»Klarinetten aus diesem Holz überzeugen sowohl durch ihr geringeres Eigengewicht als auch durch die direktere Ansprache. Ferner entsteht ein klarer und eher heller Klang.« (Quelle)
Seggelke schreibt über Cocobolo:
»Dieses Holz hat eine losere Faserstruktur, weshalb es besser für tiefe Instrumente geeignet ist. [...] Der Klang ist etwas weniger kompakt, sehr farbig und etwas weicher. Dadurch ergibt sich ein eigener interessanter Charakter der von einigen Musikern gewünscht wird.« (Quelle)
Grenadill (dalbergia melanoxylon), das im Kern beinahe schwarze Holz aus dem süd-östlichen Afrika, ist mit der Kolonialisierung und Globalisierung der Handelsbeziehungen seit etwa Anfang des 20. Jahrhunderts in großen Mengen verfügbar. Es ist das dichteste Holz überhaupt (bis zu rund 1.400 Gramm pro Kubikdezimeter) und aufgrund seiner Festigkeit für den Instrumentenbau prädestiniert.
- Anton Braun, Holzblasinstrumentenmacher in Egelsbach: Ausführliche Beschreibungen zu Grenadill-Holz und der richtigen Pflege (am Beispiel der Boehm-Flöte)
- www.materialarchiv.ch: Das Zürcher Material-Archiv hält auch Grenadill vor.
- www.wood-database.com – Eintrag "African Blackwood" der englischsprachigen Holzdatenbank
Gegen heimische Hölzer hat sich Grenadill aus den unterschiedlichsten Gründen durchgesetzt, sodass die schwarze Klarinette (mit versilberter Mechanik) zum standardisierten Erscheinungsbild dieses Instrumentes geworden ist. Der mit ihm erreichte strahlende, brilliante Klang gehört selbstverständlich dazu.
Seggelke schreibt über Grenadill:
»Dieses Holz ist seit Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts in Gebrauch und mittlerweile wohl am meisten verbreitet bei Klarinetten. Es war damals leicht in großen Stückzahlen und guter Qualität zu beschaffen und für die Massenfertigung schnell maßhaltig zu verarbeiten. Das Holz hat eine der höchsten Dichten. Grundton und Höhen erklingen weniger stark, die Mitten werden jedoch gut übertragen. Ein zentrierter, kompakter Klang ist das Resultat.« (Quelle)
Mopane ist ein nach der Endfertigung tiefrotes und schwarz längsgemasertes Holz. Es stammt aus Afrika und etabliert sich im Klarinettenbau seit etwa 2015. Seine Dichte wird mit knapp 1.100 Gramm pro Kubikdezimeter angegeben.
- www.wood-database.com – Eintrag "Mopane" der englischsprachigen Holzdatenbank
- www.holzwurm-page.de – Lexikon-Eintrag “Mopani” der Holzwurm-Page
Instrumente mit Korpus aus Mopane werden derzeit u. a. bei Buffet Crampon (Frankreich, Mantes-La-Ville), Wolfgang Dietz (Neustadt an der Aisch), Seggelke Klarinetten (Bamberg; Schwenk & Seggelke und Seggelke Line) und F. A. Uebel (Markneukirchen) sowie H. Wurlitzer (Neustadt an der Aisch) gefertigt.
Dietz meint:
»Das äußere Erscheinungsbild einer Mopane-Klarinette ist einzigartig und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Sie besticht optisch mit einer intensiven roten Farbgebung und einer auffallenden Maserung. Zusätzlich überzeugt die hauptsächlich im Süden Afrikas auftretende Holzart auch durch ihre klanglichen Eigenschaften. Der Klang eines Mopane-Instruments ist dem einer aus Grenadillholz gefertigten Klarinette nicht unähnlich, vermittelt jedoch auch klanglich die gewisse Exotik dieses außergewöhnlichen Holzes.« (Quelle)
Seggelke schreibt über Mopane:
»Seit wir um 2007 die ersten Klarinetten aus Mopane gebaut haben, erobert dieses besondere Holz immer mehr die Welt der Klarinette. Das Holz ist bisher lediglich mit seinem afrikanischen Namen bei uns bekannt. In der Dichte und dem Gewicht ist es Grenadill (das in Swahili ›Mpingo‹ genannt wird – hier ist die Nähe erkennbar) sehr ähnlich, hat aber einen anderen Faserverlauf und eine andere Farbe. Nach der Oxidation und dem Ölen wird es tief dunkelrot bis rotbraun.
Es sieht nicht nur phantastisch aus, auch wird der besondere Klang sofort von Musizierenden und Publikum gleichermaßen positiv bemerkt. Mopane füllt klanglich die Mitte zwischen Grenadill und Buchsbaum aus. Es klingt stärker in den Raum als Grenadill, klingt also mehr nach vorne, was das Spielgefühl beeinflusst. In seiner Kompaktheit ist Mopane dem Buchsbaum nahe, der jedoch eine noch größere dynamische Bandbreite ermöglicht. Dadurch wird es zu einer eigenen Stimme.« (Quelle)