Die Kanderner Bassetthörner

Manches kommt aus der Mode, wird aber dann später wiederentdeckt. Mit den Sonderformen der Sopran- und Sopranino-Klarinetten (in  C, D, As und Hoch-g) scheint es so zu sein. Ganz besonders aber gilt das für das Bassetthorn. Jahrzehnte (wenn nicht noch länger) nahm das Fagott seinen Platz ein, oder halt die gewöhnliche B-Klarinette. Letzteres ist noch heute bei Mozarts Requiem (KV 626) oft das Mittel der Wahl, weil es erstens zu wenige Bassetthornisten und zweitens keinen Ton im Werk gibt, der nicht mit der B-Klarinette zu erreichen wäre. Nur eben der von Mozart gewollte Klang wird gerade nicht erreicht. Schade!

In Kandern verschollen und wiederentdeckt: Bassetthörner aus Wien.

Die Fotos auf dieser Seite zeigen die »Kanderner Bassetthörner«, gefertigt in Wien zwischen 1812 und 1835, und in Kandern (Süd-Schwarzwald) gespielt. Sie wurden 2008 unter geradezu spektakulär-kuriosen Umständen wieder aufgefunden, wobei ein Karton mit der Inventarnummer »08/15« auf dem Dachboden des örtlichen Heimatmuseums, ein umsichtiger Bürgermeister (selbst Hobby-Klarinettist) sowie zwei Klarinettisten aus dem Landkreis die Hauptrollen spielten. (Die Inventarunummer ist durch Augenzeugen belegt und keine Räuberpistole!) Nach der fachmännischen Instandsetzung durch die Fa. Schwenk & Seggelke in Bamberg wurden sie im Mai 2009 der staunenden Öffentlichkeit optisch, haptisch und akustisch in bestem (Restaurations-) Zustand präsentiert. Dazu erschien in der Presse dieser Artikel.

Die Kanderner Bassetthörner, frisch instandgesetzt im Mai 2009

Historische Bassetthörner aus Wien, Anfang 19. Jahrhundert: Gespielt und aufgefunden in Kandern, instandgesetzt in Bamberg 2008/2009.

Alle Fotos 2009 © Achim Hohlfeld.

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Update 2017: Bassklarinetten und mehr

Zwischenzeitlich erfreuen sich die beiden historischen Kanderner Bassetthörner bester Vitalität und wurden regelmäßig bei den Internationalen Bassetthorn-Festivals optisch und akustisch einem interessierten Konzertpublikum bekannt gemacht (2009, 2013 und 2017).

Zu ihnen gesellten sich Funde zweier gut erhaltener hochwertiger Bassklarinetten, die im örtlichen Heimat- und Keramikmuseum ausgestellt sind, aber noch nicht wieder spielfähig gemacht werden konnten. Und es fanden sich Fragmente von Clarinettes d'Amour; auch diese zeigt das Museum. Die historischen Bassetthörner wurden im Mai 2017 erstmals gemeinsam mit ihren Schwesterinstrumenten in der Ausstellungsvitrine im Heimat- und Keramikmuseum der Stadt Kandern einem interessierten Fachpublikum gezeigt:

Historische Klarinetten und Bassklarinetten im Heimat- und Keramikmuseum der Stadt Kandern · Foto © Achim Hohlfeld. 2017
Die Kanderner Bassetthörner liegen Probe in ihrer künftigen Ausstellungsvitrine im Heimat- und Keramikmuseum der Stadt Kandern · Foto © Achim Hohlfeld. 2017
Die Kanderner Bassetthörner und Clarinettes d'Amour (Fragmente) im Heimat- und Keramikmuseum der Stadt Kandern · Foto © Achim Hohlfeld. 2017
Dr. Peter Geisler und David Glenn präsentieren die beiden Kanderner Bassetthörner im Eröffnungskonzert des 3. Internationalen Bassetthorn-Festivals am 25. Mai 2017 in der Ev. Stadtkirche Kandern · Foto © Achim Hohlfeld. 2017

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